Pflegenotstand ist Ausdruck von Fachkräftemangel!

veröffentlicht am 04.06.2018

Die Caritas Aachen hat in den Kampagne-Wochen rund um den “Tag der Pflege“ letzten Samstag an einem Infostand am Aachener Holzgraben Stellung zum Thema Fachkräftemangel Stellung bezogen.

Der Fachkräftemangel in Bezug auf Pflege wird vielfach als Pflegenotstand bezeichnet. In anderen Branchen ist nie die Rede von IT Notstand, Ingenieurenotstand oder Handwerkernotstand. Diese Berufe werden immer mit Fachkräftemangel umschrieben.

Der Leiter des Referates Pflege, Josif Cvetkovski, erklärt jetzt öffentlich:

„Pflegenotstand ist Ausdruck vom Fachkräftemangel! Wenn in den Medien der Fachkräftemangel mit Bildern untermauert wird, sind meistens große Maschinen, blinkende Lämpchen, Menschen mit Schutzhelm auf Baustellen zu sehen. Sehr selten Bilder mit Symbolcharakter, der den Beruf Altenpflege zum Ausdruck bringt.“

Cvetkovski beobachtet, dass negativ besetzte Zuschreibungen mit dem Pflegeberuf in Verbindung gebracht werden, dabei ist der Fachkräftemangel die Hauptursache dafür, dass dieses Negativimage so sehr im Vordergrund steht.

Er betont die vielen positiven Seiten:

„Der Pflegeberuf bietet sichere Jobs, viele Einsatzmöglichkeiten und Aufstiegsmöglichkeiten im Beruf bis hin zum akademischen Abschluss. In der Ausbildung lernt man viel über den eigenen Organismus, dies kann man für sich selbst nutzen.“

Als weitere Vorteile – neben dem „sinnstiftenden Wirken“ zählt er flexible, familienfreundliche Einsatzzeiten auf sowie die private Nutzungsberechtigung von Dienstfahrzeugen im ambulanten Bereich.

In der öffentlichen Debatte warnt Cvetkovski vor einer Fehleinschätzung:

„Es entsteht der irreführende Eindruck, dass die Schaffung 8.000 zusätzlicher Stellen auf einen bereits gedeckten Bedarf hinzukämen. Dabei ist der aktuelle Bedarf deutlich höher.“

Nach einer aktuellen repräsentativen Umfrage von Heim und Pflegeleitungen durch das Deutsche Institut für angewandte Pflegforschung (DIP) können derzeit 17.000 offene Stellen in Pflegeheimen und weitere 21.000 Stellen in der ambulanten Altenpflege nicht besetzt werden.

Selbst bei einer Schaffung dieser 8.000 Stellen sieht Cvetkovski kaum Entlastung:

„Für die ca. 13000 Pflegeheime in Deutschland würde je eine Stelle mit einem Beschäftigungsumfang von 60% zur Verfügung stehen, das sind ca. 23,5 Wochenstunden. Bei dieser Betrachtung sind die ambulanten Pflegedienste noch gar nicht berücksichtigt, die auch Pflegepersonal suchen.“

Cvetkovski hält die Debatte, dass Pflegekräfte deutlich mehr verdienen sollten, solange für eine Scheindiskussion, wie nicht genannt wird, wie das zu finanzieren ist? Die derzeitigen Refinanzierungssätze gäben keinen Spielraum für eine spürbare Lohnerhöhung.

Die öffentlichen Äußerungen in der jüngsten Vergangenheit bezogen auf Fachkräftemangel im sozialen Bereich vermitteln den Eindruck, dass in Deutschland der „Start ins Leben“ und das „Lebensende“ besonders schwierig sind.

Das Fehlen tausender Stellen für die frühkindliche Erziehung und Betreuung und das Fehlen tausender Stellen in der Altenpflege untermauern diesen Eindruck. Sind unserer Gesellschaft ihre schwächsten Mitglieder tatsächlich so egal?