Feuervogel
Kinder aus suchtbelasteten Familien
In Deutschland leben rund 2,6 Millionen Kinder unter 18 Jahren mit mindestens einem alkoholabhängigen, weitere 40.000 bis 60.000 Kinder mit einem drogenabhängigen Elternteil. Allein in Aachen leben über 6700 Kinder und Jugendliche in einer Familie mit mindestens einem suchtkranken Elternteil.
Die Situation
Verleugnung, Tabuisierung, Geheimhaltung und Schuldfragen gehören zum Alltag dieser Kinder. Sie erleben in ihren Familien Instabilität, Unberechenbarkeit, Vernachlässigung, psychische und physische Gewalt. Sie müssen zu früh zu viel Verantwortung übernehmen und überspringen dadurch wichtige Entwicklungsschritte. Das Risiko, dass sie selbst seelisch erkranken, ist daher sehr hoch: 50 % von ihnen werden später selbst suchtkrank. Kinder suchtkranker Eltern sind damit die größte bekannte Risikogruppe zur Entwicklung einer eigenen Suchterkrankung.
Kinder aus suchbelasteten Familien
„Ich will doch einfach nur, dass alles ganz normal ist!“ Das wünscht sich Paul (15) in dem Film, den die Caritas jetzt produzieren ließ, um auf das Schicksal und die Not von Kindern aus suchtkranken Familien aufmerksam zu machen.
Suchtprobleme von Eltern oder wichtigen Bezugspersonen stellen für Kinder und Jugendliche ein erhebliches Gesundheits- und Entwicklungsrisiko dar. Sie leben in einer permanenten Überforderung, fühlen sich hilflos und schuldig.
Sie lernen zu schweigen und den Schein zu wahren, sie halten extreme Stimmungsschwankungen und Auseinandersetzungen aus und schlichten Streit. Häufig übernehmen sie Aufgaben, die von ihren Eltern nicht mehr wahrgenommen werden.
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Was Kinder brauchen
Meist mangelt es den Kindern nicht an materieller Zuwendung. Vielmehr fehlt ihnen das Gefühl, Kind sein zu dürfen und die Erfahrung, dass sie nicht allein mit diesem Phänomen sind.
Unser Angebot
Mit dem Angebot Feuervogel bieten wir Kindern aus suchtbelasteten Familien spezielle Hilfen an. In altersgerechten Gruppen können die Kinder einmal wöchentlich mit Gleichgesinnten und Experten über das Familiengeheimnis sprechen. Ferienfreizeiten, Exkursionen und Feste (z.B. Geburtstag) runden das Angebot für die Kinder ab. Hier erleben sie Zuverlässigkeit, Akzeptanz, Entlastung, Austausch und positive Bestätigung. So können sie das erleben, was „normale“ Kinder erleben.
Parallel dazu arbeiten Therapeuten mit den Eltern an ihrer Erziehungskompetenz – und das bereits ab der Schwangerschaft. Auch Multiplikatoren, wie Erzieherinnen, Lehrer oder Hebammen, können sich an uns wenden. Für sie halten wir Multiplikatorenberatung und -schulungen bereit.
Feuervogel bietet damit einen aktiven Beitrag zur Prävention und Frühintervention, damit die Aussichten auf eine gesunde Entwicklung unserer Kinder erhöht werden.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite unserer Suchthilfe Aachen.
Haben Sie Fragen zu Feuervogel? Möchten Sie als Eltern oder Kontaktperson ein Kind zu uns vermitteln?
Dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf.
Bist Du selbst betroffen?
Trau‘ Dich, ruf an oder schicke uns eine E-Mail.
„Beim Feuervogel kann ich offen und ehrlich mit anderen Kindern reden, die das gleiche Problem haben, wie ich. Außerdem hören mir die Erwachsenen immer zu und ich kann lernen, besser mit meinen Problemen umzugehen.“ (Marvin, 11 Jahre)
„Ich bin gerne beim Feuervogel, weil man sich hier richtig wohl fühlen kann. Mir hilft es sehr, dass es hier keine Geheimnisse gibt. Das hilft mir. Außerdem erleben wir hier viel zusammen, machen Ausflüge oder kochen gemeinsam. Das ist einfach gesagt: schön.“ (Erik, 10 Jahre)
„Meine Eltern sind zwar Alkoholiker und ich leide sehr darunter. Aber hier verurteilt niemand Mama und Papa. Das finde ich super, denn ich habe die beiden trotzdem sehr lieb. Die Erwachsenen bei Feuervogel sind trotzdem immer ehrlich. Das tut manchmal weh und ich bin dann kurz sauer. Aber es tut auch gut, nicht angelogen zu werden. Ich würde gerne für immer hierherkommen.“ (Eva, 14 Jahre)
„Feuervogel hat mir gezeigt, wie stark ich sein kann, selbst wenn das Leben richtig hart ist. Oft hatten wir so viel Spaß miteinander, das hat dann immer richtig gutgetan. Auch die anderen Mädchen in der Gruppe sind mir ans Herz gewachsen. Sie haben das Gleiche durchgemacht wie ich und hatten immer gute Tipps für mich. Jetzt muss ich leider Abschied nehmen. Das ist schwer. Der Feuervogel wird mir sehr fehlen.“ (Michelle, 15 Jahre)
„Als das Jugendamt mir gesagt hat, ich soll meinen Sohn Micha zu Feuervogel bringen, hatte ich richtig Angst. Ich dachte, ich bekomme dort wieder zu hören, was ich für eine schlechte Mutter bin. Außerdem war ich mir sicher, dass Micha von meiner Sucht gar nichts mitbekommen hat, sodass das Angebot doch unnötig war. Ich hatte Sorge, dass ihn das Thema nur noch mehr belastet. Aber dann war ich bei Feuervogel und es hat einfach nur gutgetan. Mir wurde zugehört und niemand hat mir Vorwürfe gemacht. Ich fühlte mich ernst genommen und konnte als Mutter wieder etwas mehr Selbstbewusstsein bekommen. Auch Micha tut der Feuervogel total gut. Kann ich nur weiterempfehlen.“ (Michas Mutter, 43 Jahre)
„Als mir klar wurde, dass die Sucht meiner Frau nicht nur sie und mich zerstört, sondern auch unsere beiden Kinder massiv beeinträchtigt, habe ich mir Unterstützung gesucht. In der Schule hat man mir Feuervogel empfohlen. Meine Kinder fühlen sich dort wohl. Und auch ich habe in den Beratungen dort viel erkannt. Zum Beispiel meine Co-Abhängigkeit. Ich bin nicht sicher, ob ich alleine die Kraft gehabt hätte, mich daraus zu lösen. Ich liebe meine Frau immer noch und ich mache mir große Sorgen um sie, aber mein Fokus liegt jetzt auf den Kindern und mir. Alleinerziehend zu sein, ist kein Spaziergang. Gut, dass ich bei Feuervogel immer auf ein offenes Ohr stoße.“ (Vater von Daniel und Dina, 38 Jahre)
Meine Eltern sind suchtkrank, an wen kann ich mich wenden?
Bei uns bist Du richtig. Wir von Feuervogel freuen uns, wenn Du dich meldest.
Schicke uns einfach eine E-Mail an feuervogel@suchthilfe-aachen.de
Kontaktiere uns bei Facebook https://de-de.facebook.com/feuervogelac/oder rufe uns an unter 0241-41360840. Trau dich auch gerne auf den AB zu sprechen. Wir rufen dich zurück, so schnell es geht.
Werde ich auch als Elternteil bei Ihnen beraten?
Natürlich beraten wir auch Sie als Eltern – immer in der Annahme, dass auch süchtige Eltern gute Eltern sein wollen. Um Sie dabei zu unterstützen, geht es in der Beratung hier eher um das Zusammenleben innerhalb der Familie, die Beziehung zu Ihrem Kind und um Erziehungsfragen. Sollten Sie darüber hinaus den Wunsch verspüren, an Ihrer Suchterkrankung zu arbeiten, vermitteln wir Sie an die Kollegen der Beratungsstellen.
Ich habe ein betroffenes Kind in meiner Gruppe/Klasse. Wie kann ich die Eltern ansprechen? An wen kann ich mich wenden?
Leider gibt es für die Ansprache betroffener Kinder und/oder Eltern kein allgemeingültiges Rezept. Sucht hat immer eine Geschichte und deshalb empfehlen wir, offen und wertschätzend dem Betroffenen gegenüber mit dem Thema umzugehen. Wenn Sie unsicher sind, dann zögern Sie nicht, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Wir beraten Sie gerne.
Bieten Sie Schulungen für Multiplikatoren an?
Ja. Setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung. Entsprechend Ihrer Bedarfe und Fragen entwickeln wir eine maßgeschneiderte Fortbildung oder Vortrag. Bei Interesse laden wir Sie auch gerne zu unserem halbjährlich stattfindenden Austauschtreffen „Kinder suchtkranker Eltern“ ein.
Wie finanziert sich Feuervogel? Kann ich helfen?
Der Feuervogel finanziert sich zum einen über das Angebot „Hilfen zur Erziehung“ (§ 27 SGB VIII) der Jugendämter. Darüber hinaus sind wir aber maßgeblich auf Spenden angewiesen. Wenn Sie helfen wollen, könne Sie dies gerne hier tun: http://www.glueck-spenden.de/projekte/feuervogel
Aktuelles
Bereits zum 12. Mal fand im Februar die deutschlandweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien statt. Schon immer geht es den Veranstaltern und den vielen Kooperationspartnern, wie unserer Einrichtung Feuervogel darum, den vergessenen Kindern eine Stimme zu geben und mit vielfältigen Aktionen die Aufmerksamkeit auf ihre Situation zu legen. „Vielleicht war dieses Motto noch nie passender […]
Nadine Eckmann war drei Jahre magersüchtig. Ihr Essverhalten wurde von Zwängen und Kontrolle bestimmt. Essen war nicht lust-, sondern qualvoll. Erst nach einem Klinikaufenthalt schaffte sie es, langsam wieder in die Normalität zurück zu finden. Auf dem Weg zu mehr Lebensmut hat sie das Kochen für sich entdeckt. „Kochen wurde für mich zum Ausdruck für […]
Voller Stolz feiern wir dieses Jahr das zehnte Jubiläum des Angebotes unserer Suchthilfe Aachen für Kinder aus Suchtfamilien. Was im Mai 2009 als dreijähriges Modell- und Herzensprojekt startete, ist mittlerweile eine bekannte Einrichtung der Suchthilfe Aachen. Heute umfasst das Angebot nicht nur die Gruppenarbeit mit Kindern aus suchtbelasteten Familien, sondern wurde auch um Einzelfallhilfen erweitert […]
Luisenhospital und Suchthilfe Aachen setzen sich gemeinsam für Kinder suchtkranker Eltern ein. Ein großer Weihnachtsbaum steht im Foyer des Luisenhospitals Aachen unter dem jetzt 170 liebevoll eingepackte Päckchen liegen. Viele Besucher und Mitarbeiter des Hauses haben sich auf den Weg gemacht, um die Wünsche zu erfüllen. Der Wunschbaum für Kinder der Einrichtung „Feuervogel – Hilfe […]
Unter dem Titel „Resilienzförderung in der Suchtarbeit – Eigene Stärken erkennen und Belastungen bewältigen“ hat unsere Suchthilfe Aachen bereits zum elften Mal ihre traditionelle Herbstfortbildung angeboten. Förderung des seelischen Immunsystems ‚Resilienz‘ meint die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf Ressourcen als Anlass für persönliche Entwicklungen zu nutzen. „Resilienz ist eine Art seelisches […]