100 Jahre Caritas

veröffentlicht am 19.05.2025

Jubiläumsfeier in Dom und Citykirche

„Not sehen und handeln“, so lautet seit 100 Jahren das Leitmotiv der Caritas Aachen. Die Notlagen haben sich seit der Gründung in Zeiten der Industrialisierung, über zwei Weltkriege hinweg bis in die heutige Zeit gewandelt. Geblieben sind der Einsatz und das Engagement von Menschen – ehrenamtlich wie hauptamtlich – für Menschen, denen es nicht so gut geht: Passgenau, professionell und perspektivisch, Hilfe, die Menschen trägt. Mehr als ein Grund, dieses Jubiläum und die Menschen zu feiern, die dazu beigetragen, dass der Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land e.V. auch mit 100 noch kein bisschen in die Jahre gekommen ist.

Die Caritas in Aachen öffnet Türen, weshalb es ein stimmiger Zufall ist, dass gerade in ihrem Jubiläumsjahr das Jahresthema des Deutschen Caritasverbands „Da kann ja jeder kommen – Caritas öffnet Türen“ lautet. Das macht der Dachverband greif- und sichtbar mit einer caritas-roten Tür auf dem Domhof, die zum 100. Caritasgeburtstag alle Gäste einlud, bevor sie das Aachener Münster zum Jubiläums-Festgottesdienst betraten, zunächst durch diese rote Tür zu gehen.

Im Gottesdienst schlug Domkapitular Pfarrer Hannokarl Weishaupt (Bischofsvikar für Caritas) den Bogen vom neugewählten Papst Leo XIV. zu seinem Namensvorgänger, Leo XIII., der mit seiner Sozialenzyklika „Rerum novarum“ 1891 die katholische Soziallehre stärkte und damit auch das Umfeld bereitete, in dem sich 1925 der Aachener Caritasverband gründete. „Es war die Zeit der Industrialisierung, Steinkohlen- und Braunkohletagebau im Umland von Aachen, Fabriken in und um Aachen, prekäre Arbeitssituation“, skizziert er. In dieser Situation hätten sich Menschen zusammengetan, um denen zu helfen, „die es schwer haben“ und Armen und Notleidenden nah zu sein. Für ihn eine ureigene Aufgabe von Kirche – und der Beginn der professionellen Caritasarbeit in der Region Aachen.

Lebendig gestaltete sich auch die anschließende Feier in der ökumenischen Citykirche St. Nikolaus. Auf lange Reden hatten die Organisatoren bewusst verzichtet, stattdessen erzählten die beiden Vorstände, Ehrengäste, Leitungskräfte, Mitarbeitende und Ehrenamtliche, was sie mit dem Geburtstagskind verbindet und wie sie es sehen. Moderiert wurden die unterschiedlichen Runden von Journalist Bernd Büttgens.

Die beiden Vorstände Bernhard Verholen und Ralf Kaup empfanden es als Zeichen der Wertschätzung, dass so viele den Weg in die Citykirche fanden und damit anerkennen, was der Verband in vielen Bereichen, Einrichtungen und Projekten, täglich an Begleitung, Betreuung, Beratung, pflegerischer Versorgung und Empowerment von Menschen leistet. Was auch in der Gesprächsrunde mit externen Gästen, wie der Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva-Maria Welskopp-Deffaa, Stephan Jentgens, Diözesancaritas-Direktor, Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, dem Sozialdezernenten der Städteregion Michael Ziemons und Markus Frankenne, Vorsitzender des Unternehmernetzwerks „Aixcellent“, deutlich wurde.

Eva-Maria Welskopp-Deffaa und Stephan Jentgens unterstrichen, wie wichtig die gute Zusammenarbeit über die verschiedenen Verbandsebenen hinweg ist. Sie seien für gute Rahmenbedingungen zuständig, damit die Fachverbände vor Ort gute Arbeit leisteten, fasste Stephan Jentgens zusammen. „Es kommt auf gute Ideen an, die wirklich passten und die werden vor Ort entwickelt“, unterstrich Eva-Maria Welskopp-Deffaa. Wie in Aachen. Wofür auch Sibylle Keupen und Michael Ziemons dankbar sind. Caritas sei ein wichtiger Partner, ohne den die soziale Arbeit in Stadt und Städteregion nicht möglich und das soziale Miteinander ärmer wäre. „In dieser Zeit, die manchen fassungslos macht, ist es wichtig, eine Wertegrundlage zu haben, auf die sich Gemeinschaft verlassen kann“, würdigte Sibylle Keupen.

Die nächste Runde lenkte den Blick hinter die Kulissen. Yvonne Michel für den Bereich Soziale Arbeit, Josif Cvetkovski für den Bereich Pflege und Andreas Mauritz als Vorsitzender des Caritasrates gaben Einblicke in ihre Arbeit, die sie immer wieder vor neue Herausforderung stellt, die aber auch bereichert, weil hier ganz viel zwischenmenschlich passiert. Ihre Arbeit sei „Empathie, Beziehungsarbeit, Dialog auf Augenhöhe“, aber vor allem Professionalität, führte Yvonne Michel aus. „Wir sind die Profis, die ein bisschen mehr sehen und den Weg zeigen können.“ Profis, die gestützt werden von unzähligen Ehrenamtlichen, wie Ingeborg Haffert, Vorsitzende des Vereins „Gut Branderhof“, der sich im Projekt „Flaniermobil“ engagiert. „Menschen möchten gesehen werden“, sagt sie. Was gleichermaßen für die Menschen gilt, die die Caritas unterstützt, wie für die Ehrenamtlichen und die Mitarbeitenden.

Vier junge Menschen, die sich von ihrem Arbeitgeber gesehen fühlen, stellten sich und ihre Arbeit zum Abschluss vor: Sozialarbeiter Michael Bohm, Sozialarbeiterin Lorena Worms (beide 29), Pflegedienstleiterin Pia Dinse (30) und Pflegekraft in Ausbildung Oumaima Bourabahh (24) sind mit spürbarer Leidenschaft Teil des Teams „Caritas Aachen“. Sie schätzen das Arbeitsklima. „Besonderer Teil der Arbeit ist der Humor. Es entstehen Bindungen zu den Menschen, mit denen wir arbeiten“, sagte Lorena Worms und, dass ihr Arbeitgeber sie nicht nur fordert, sondern vor allem auch fördert und ihnen die Möglichkeit gibt, Verantwortung zu übernehmen.

100 Jahre Caritas, ein Erfolgsmodell, was sich sogar (mit einem kräftigen Augenzwinkern) wissenschaftlich belegen lässt: In seiner kabarettistischen Einlage erläuterte Pressesprecher Wolfgang Offermann selbstironisch die „Erfolgskriterien“ – in der Rolle von „Jörg Schön-in-Form aus Allensbach“, zugeschaltet aus dem Infas-Info-Studio.

Für weitere gute Stimmung sorgten Tanja Raich (Gesang) und Christoph Eisenburger (Keyboard), die die Gäste aktiv einbanden und zum Mitsingen animierten.

Hier finden Sie die Festschrift zu „100 Jahres Caritas Aachen„.

Fotos: Andrea Thomas

 

Bernhard Verholen

Ansprechpartner

Bernhard Verholen

Vorstand

Telefon: 0241-4778335

E-Mail: b.verholen@caritas-aachen.de