Ich denke an dich! – Weihnachtsbriefe gegen Einsamkeit

veröffentlicht am 16.12.2020

„Ich denke an dich“ – Ein schöner Satz, den man gerne hört. Doch nicht immer ist da jemand, der einem eben diesen auch sagen kann. Schüler des St. Leonhard Gymnasiums in Aachen wollten genau dies ändern. Im Religionsunterricht entstand bei ihnen der Wunsch, Menschen, die in der Weihnachtszeit alleine sind, zu schreiben und damit zu zeigen: „Du bist nicht alleine, ich denke an dich!“

Schnell war klar, dass sie die Briefe an Menschen in Aachener Seniorenheimen schicken wollen. Nicht nur in Zeiten eingeschränkter Besuchsregelungen durch Corona erleben viele ältere Menschen Einsamkeit und Isolation.

Unsere Kollegin Meike Wilczek unterstützte diese Idee sofort und fungiert seitdem als „Brieftaube“ zwischen den Schülern und verschiedenen Seniorenheimen. Im November wurden unzählige Briefe geschrieben, verziert und gestaltet. Lehrerin Franziska Weber berichtet: „Allein in den Religionskursen sind über 250 Briefe entstanden. Einige Schüler werden sicherlich auch noch einen zweiten Brief schreiben.“ Sie freut sich über das begeisterte Engagement der jungen Menschen. Schülerin Alysha sagt: „Wir haben uns richtig gefreut, in der Vorweihnachtszeit Karten für ältere Menschen zu basteln. Das war für uns auch eine schöne Abwechslung in dem Corona-Alltag.“ Mitschülerin Julia ergänzt: „Ich bin so gespannt, ob wir Post zurückbekommen. Ich habe extra zwei Karten geschrieben. Das verdoppelt die Chancen.“

Nun in der Woche vor Weihnachten ist es soweit – die Briefe werden an die teilnehmenden Seniorenheime verteilt. Wilczek weiß, dass für viele Menschen mit dem Alter auch Einsamkeit einhergeht: „Oft sind die Ursachen mangelnde Mobilität durch körperliche Gebrechen oder sie haben Freunde und Bekannte überlebt.  Auch die Familie kann nicht immer vor Ort sein, um Zeit zu schenken. Das Gefühl, überflüssig zu sein oder nicht gebraucht zu werden, ist belastend und schmerzhaft. Die fehlenden Begegnungen und die sinkende Lebensfreude führen zu Erkrankungen. Auch das Risiko für eine Depression oder eine Demenzerkrankung steigt.“ Deshalb ist sie von der Aktion der jungen Menschen begeistert: „Ein Brief, ein nettes Wort und das Gefühl, einander nah zu sein, soll gerade in der Weihnachtszeit möglichst jedem zuteilwerden. Ich bin überwältigt wie viel Mühe und Herzblut die Schüler in ihre Briefe investiert haben. Bei soviel Engagement bin ich mir sicher, dass ich nicht das letzte Mal als Brieftaube unterwegs gewesen bin.“

Denn die Idee der Schüler geht weiter. Sie wünschen sich, auch Antwortbriefe der Senioren zu erhalten und vielleicht einige Brieffreundschaften entstehen zu lassen. „Einen Brief der sagt ‚Ich denke an dich!‘ sollte keine Einbahnstraße sein“, so Wilczek. „Die Menschen in den Seniorenheimen sind „Experten des Lebens“, die viel zu erzählen haben und dies auch tun sollten.“

Leiterin Yvonne Kersgens vom Klosterstift Radermecher unterstützt die Aktion in ihrer Einrichtung gerne. „Unsere Bewohner freuen sich schon sehr auf die Briefe. Meine Kollegen und ich werden die Briefe verteilen und wenn nötig beim Lesen unterstützen.“

Auf dem Foto sehen Sie die Schülerinnen des St. Leonhard Gymnasiums Julia (links) und Alysha, wie sie die Weihnachtspost für die Senioren an die Leiterin des Klosterstifts Radermecher Yvonne Kersgens (rechts) überreichen.

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