Unsere Kollegen im Interview mit NetAachen
veröffentlicht am 10.08.2020
Unsere Kollegen der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit – Jessica Hugot und Wolfgang Offermann – haben NetAachen ein Interview über Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation bei unserer Caritas sowie zur Partnerschaft mit dem Unternehmen gegeben. Das Interview führte Hannah Hoffmann.
„Wolfgang Offermann und Jessica Hugot arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam in der Stabsstelle für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Caritas. Seit vielen Jahren sind auch wir als NetAachen ein Teil der Unternehmensgeschichte, denn wir waren 2002 das allererste Partnerunternehmen, das die Arbeit der Caritas am Standort Aachen finanziell unterstützt. Seitdem ist viel passiert. Gerade in Sachen Marketing hat sich die Caritas in den letzten Jahren völlig neu aufgestellt. Wir haben mit Wolfgang Offermann und Jessica Hugot nicht nur über die Herausforderungen der Öffentlichkeitsarbeit für den guten Zweck, sondern auch über ihren ganz persönlichen Weg bei der Caritas gesprochen …
„Die Menschen wollen das Ergebnis ihrer Spende sehen!“
Na.de: Hallo, Frau Hugot, hallo Herr Offermann. Schön, dass Sie Zeit für uns haben. Wie kamen Sie zur Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation bei der Caritas?
Jessica Hugot: Ich habe Sozialarbeit und Projektmanagement studiert und war in verschiedenen Bereichen bei der Caritas tätig. Dabei hatte ich immer eine große Affinität zu Unternehmen, schließlich bin ich Aachenerin und komme aus der Babyboomer-Generation. Wenn man dann einigermaßen fit in Sachen Beziehungs- und Netzwerkarbeit ist, kennt man sehr schnell viele Leute. So habe ich über die Jahre ein Unternehmensnetzwerk aufgebaut, das ich bis heute pflege. Meine Hauptaufgabe ist es, die Firmen zu unterstützen, die sich bei der Caritas engagieren wollen. Im Bereich Corporate Social Responsibility gibt es so viele Möglichkeiten, fernab vom „öffentlichkeitswirksamen Brötchenschmieren“.
Wolfgang Offermann: Ich bin gelernter Sozialarbeiter und habe mit süßen 26 Jahren das Café Plattform eröffnet. Das war 1988. Zur Öffentlichkeitsarbeit kam ich aus einem eher pragmatischen Beweggrund: Die Zuschüsse aus der Politik wurden mit den Jahren immer weniger. Wir haben also einen Förderkreis gegründet, um mehr Spenden zu generieren. Ab 2002 wurde dann das Thema Öffentlichkeitsarbeit und PR bei der Caritas fest installiert und eine grundlegende Strategie eingeführt. Und die war dann quasi mein Auftrag.
Na.de: Was ist denn die Herausforderung, wenn man Marketing für soziale Arbeit machen muss? Grundsätzlich sind die Menschen wohltätigen Zwecken gegenüber doch sehr positiv eingestellt, oder?
Wolfgang Offermann: Grundsätzlich ist das so, ja. Aber: Potenzielle Spender wollen so konkret wie möglich wissen, was mit ihrem Geld geschieht. Unsere Herausforderung ist also, die Spendenzwecke greifbar zu machen. Bei vielen Projekten und Initiativen verknüpfen wir deshalb eine fixe Spendensumme mit einem konkreten Bedarf. Zum Beispiel können für 100 Euro fünf Flüchtlinge aus unserem Migrationsprojekt von einem Dolmetscher zu Behörden- oder Arztterminen begleitet werden. Das kann man alles im Einzelnen auf unserer Seite www.glueck-spenden.de einsehen.
Jessica Hugot: Menschen lassen sich am besten zum Spenden motivieren, wenn sie direkt Ergebnisse sehen oder diese mindestens nachvollziehen können. Gleichzeitig macht sich der Erfolg von sozialer Arbeit – außerhalb von akuter Nothilfe – erst langfristig bemerkbar. Das geht auch uns als Profis so. An manchen Tagen kommen wir abends nach Hause und können eben nicht konkret greifen, was wir heute für unsere Klientinnen und Klienten tun konnten. Schauen wir aber auf einen längeren Zeitraum zurück, sieht das Ganze schon wieder ganz anders aus. Es ist nicht immer einfach, das auch so nach außen zu vermitteln. Zum Beispiel, dass wir von rund 80 Prozent unserer Einnahmen die Gehälter unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlen.
„Wir müssen auf die Strukturen schauen!“
Na.de: Das heißt, bei der Caritas steht vor allem die langfristige Hilfe und Prävention im Vordergrund?
Wolfgang Offermann: Wenn ein Kind Hunger hat, dann bekommt es bei uns natürlich etwas zu Essen. Aber da fängt unsere Hilfe eigentlich erst richtig an. Wir fragen uns: Warum hat das Kind denn eigentlich Hunger? Was können die Eltern tun? Und dann schauen wir auf bestehende Strukturen in den Familien und suchen nach langfristigen Lösungen. Das ist vor allem Beziehungsarbeit.
Jessica Hugot: Daraus erklärt sich dann zum Beispiel auch, warum ein so großer Teil unserer Einnahmen in unsere eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fließt. Wir brauchen Fachpersonal! Und auch unsere Ehrenamtlichen müssen regelmäßig geschult werden. Natürlich sind Personalkosten erstmal kein so attraktiver Spendenzweck – die Menschen wollen lieber sofort das Leuchten in den Kinderaugen sehen. Aber benachteiligte und vernachlässigte Kinder brauchen erst einmal professionelle und vor allem psychologische Unterstützung.
„NetAachen ist unser einziger richtiger Sponsor!“
Na.de: Würden Sie also sagen, dass die weit verbreitete Almosenkultur problematisch für die soziale Arbeit ist?
Jessica Hugot: Wenn ein Obdachloser bei uns vor dem Café Plattform steht und einen Schlafplatz braucht, dann ist ihm mit einer Strukturanalyse nicht geholfen. Akuthilfe, langfristige Hilfe und Prävention sind die drei Säulen der sozialen Arbeit. Alle drei Säulen sind wichtig und greifen ineinander.
Na.de: NetAachen ist als Partnerunternehmen der Caritas schon viele Jahre mit an Bord. Haben Sie deshalb einen besonderen Bezug zu uns als Unternehmen?
Wolfgang Offermann: Ich mache diesen Job schon sehr lange und kann mich noch gut daran erinnern, als NetAachen 2002 zu uns kam. Seitdem unterstützt uns NetAachen – heute mit einer Summe von 5.000 Euro pro Jahr – und übernimmt dabei sogar die Mehrwertsteuer für uns. Damit ist NetAachen nicht nur unser erstes Partnerunternehmen, sondern auch unser einziger richtiger Sponsor. Alle anderen Firmen rechnen ihre Zuwendungen über Spenden-Bescheinigungen ab. Und: Alle unsere Kommunikationslösungen und Telefonanlagen beziehen wir ebenfalls über NetAachen. Bis heute übrigens störfrei!
Na.de: Frau Hugot, Herr Offermann, vielen Dank für das Gespräch!