Eine Oase zur Heiligtumsfahrt
veröffentlicht am 17.07.2023
10Seit über 660 Jahren pilgern alle sieben Jahre viele Menschen zur Heiligtumsfahrt nach Aachen, um die vier Reliquien aus dem Aachener Dom zu verehren. Hinter der mittelalterlichen Tradition der verehrten Tücher steht die Sehnsucht nach Berührbarkeit und spürbarer Nähe zum Heiligen – sozusagen der Wunsch, auf Tuchfühlung zu gehen:
- das Kleid Marias aus der Nacht, in der Jesus geboren wurde
- die Windeln Jesus, mit dem Maria dem Kind Schutz gab
- das Tuch, in das man den Kopf des heiligen Johannes des Täufers nach der Enthauptung barg und
- das Lendentuch Jesu, das er am Kreuz getragen haben soll.
Für viele Christen ist die Heiligtumsfahrt seit jeher die Gelegenheit, im Rahmen von Gottesdiensten und einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm Gemeinschaft der Gläubigen zu erleben und ihren Glauben neu zu erspüren. Diesmal mussten die Gläubigen aufgrund der Pandemie jedoch neun Jahre warten. Doch im Juni 2023 war es endlich wieder soweit und das Warten hat sich für über 110.000 Besucherinnen und Besuchern gelohnt.
Am Rahmenprogramm hat sich auch die Caritas im Bistum Aachen an prominenter Stelle mit einer Pilgerraststätte beteiligt. An der Standbesetzung haben sich fast 80 Freiwillige beteiligt, um die Pilgerinnen und Pilger als freundliche Gastgeber in Empfang zu nehmen. Gastfreundschaft lautet das Programm der Caritas, erfrischendes Wasser, Obst oder Brot reichen sowie mit einem offenen Ohr zur Verfügung zu stehen. Viele Mitarbeitende unseres regionalen Caritasverbandes haben sich gemeldet und Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen geheißen.
Gerade bei den heißen Sommertemperaturen war ein kühles Wasser und ein ruhiger Schattenplatz im Oasen-Zelt für viele eine angenehme Abwechslung. So war es ganz leicht, mit den Pilgerinnen und Pilgern von Nah und Fern ins Gespräch zu kommen. Dabei ging es mal um Informationen zum Heiligtumsfahrt-Programm oder um Sightseeing-Tipps in Aachen, mal um unsere Arbeit mit obdachlosen Menschen oder das neue Leben einer ukrainischen Familie in Deutschland. Auch ganz „handfest“ durften wir helfen, zum Beispiel einem älteren Ehepaar, dass nicht gut zu Fuß war und den Weg zur Dominfo nicht geschafft hat, um sich ein grünes Pilgertuch zu holen. Kurzerhand haben wir unsere abgegeben. Oder einer verzweifelten Dame, die ihren Mann im Wusel der Menschen verloren hatte. Ein Anruf auf seinem Handy und dem erleichterten Wiedersehen stand nichts mehr im Wege. Das Dankeschön an uns fiel dementsprechend positiv aus: „Die Caritas ist ja für alles gut!“
So funktioniert gelebte Caritasarbeit: Menschen auf der Entdeckungsreise von sich und von Gott mit praktischer Lebensbewältigung zu Seite zu stehen.