Weltnichtrauchertag 2023: Neue Tabakprodukte attraktiv für Jugendliche

veröffentlicht am 05.06.2023

In den letzten Jahren ist die Zahl der jugendlichen Raucherinnen und Raucher erfreulicherweise gesunken. Doch laut aktueller DEBRA-Studie rauchen sowohl die 14- bis 17-Jährigen (15 Prozent) als auch die 18- bis 24-Jährigen wieder mehr (40 Prozent). Die Hintergründe dieser seit 2020 bei jungen Menschen in Deutschland zu beobachtenden Verhaltensänderung sind noch wenig untersucht. „Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Klimakrise – all das ist für Jugendliche belastend. Wir vermuten, dass der Konsum von Nikotinprodukten zum einen zum Stressabbau genutzt wird. Denn Rauchen kann subjektiv gesehen das Gefühl vermitteln, mit Ängsten und Belastungen besser umgehen zu können“, weiß Yvonne Michel, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention der Suchthilfe Aachen.

Zum Rauchen verführt

„Zum anderen versucht die Tabakindustrie ganz gezielt mit neuen Produkten und Werbestrategien gerade junge Menschen zu erreichen“, ergänzt Dr. med. Angela Spelsberg, ärztliche Leiterin des Tumorzentrums Aachen e.V. Der Fokus liegt dabei auf E-Produkte und dem sogenannten „Vapen“, also Dampfen. Versprochen werden „gesunde Alternativen zum Rauchen“, die lecker riechen und nach diversen Obstsorten schmecken.

Auch Influencer auf den Social Media-Kanälen werben für die E-Zigaretten und zeigen sich rauchend. „Es wird ein ganzer Lifestyle darum gebaut, sodass Vapen erstrebenswert wirkt“, ergänzt die Fachkraft für Suchtprävention. Offenbar mit Erfolg, denn neueste Daten zeigen, dass „Vaper“ fünfmal häufiger zu Zigarettenrauchern werden als „Nicht-Vaper“. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche, die mit E-Zigarettenwerbung in Berührung kommen, innerhalb eines Jahres mit dem Dampfen anfangen, wächst laut einer DAK–Studie um 95%“, so Dr. Angela Spelsberg.

Risiken sind unbekannt

Die Attraktivität der Produkte steht im Vordergrund, sodass viele Jugendliche die Risiken des Rauchens von E-Zigaretten nicht wissen oder ignorieren. „Die Bezeichnung „dampfen“ oder „vapen”, täuscht vor, das nur Wasserdampf inhaliert wird. Tatsächlich aber besteht das Aerosol aus zahlreichen Chemikalien und Feinstaub, von denen viele giftig sind und während des Dampfens tief in das Lungengewebe und den Blutstrom eindringen“, führt die Ärztin aus. „Da die meisten Flüssigkeiten, auch Liquids genannt, Nikotin enthalten, können diese Produkte seelisch und körperlich abhängig machen“, ergänzt Yvonne Michel.

Weltnichtrauchertag regt zum Austausch an

Gründe genug, um die Tabak- und Nikotinprävention verstärkt in den Blick zu nehmen. Daher luden der Förderkreis des Tumorzentrums und die Suchthilfe Aachen Experten und Interessierte am Weltnichtrauchertag, der jedes Jahr am 31. Mai stattfindet, zur Veranstaltung „Leben ohne Qualm und Dampf“ ein. Zunächst stellte Professor Wasim Maziak, Epidemiologe an der Florida International University/ USA, in einer Video-Schaltung neueste Forschungsergebnisse über Aromazusätze, Nikotingehalt und Gesundheitsrisiken bei E-Zigaretten vor. Anschließend standen die Veranstalter, Vertreter der Krebsberatungsstelle sowie der AOK Rheinland/Hamburg für Fragen zur Verfügung und stellten ihre Angebote vor. Im Rahmen eines Mitmach-Parcours konnten die Gäste an verschiedenen Stationen Methoden der Suchtprävention ausprobieren. „Uns ist es wichtig, die jungen Menschen zu erreichen, sie zum Nachdenken zu motivieren und sie ohne erhobenen Zeigefinger zu informieren“, erläutert Saskia Engelhardt, ebenfalls Mitarbeiterin der Fachstelle für Suchtprävention. Dazu kommen z.B. eine Shisha-Station oder eine große Schadstoffzigarette zum Einsatz, die Symbole für einen Teil der Inhalte im Tabak und Qualm beinhaltet. „5300 Inhaltsstoffe sind im herkömmlichen Zigarettenrauch bereits gefunden wurden. 90 von ihnen sind krebserregend“, führt die Fachkraft aus. Auch der Einsatz von digitalen Medien, wie ein Quiz oder eine Online-Schnitzeljagd erleichtern das Gespräch mit der jungen Zielgruppe.

Abgerundet wurde der Nachmittag mit einem Hip Hop-Beitrag von Simon Jurisch aus Aachen und seinem Musikpartner. Mit seinem Track „frischh“ warb er für die Vorzüge des Nichtrauchens. Erst kürzlich gewann er damit den ersten Platz bei einem NRW-weiten Hip Hop-Wettbewerb der Landesinitiative „Leben ohne Qualm“.

Yvonne Michel

Ansprechpartnerin

Yvonne Michel

Fachstelle für Suchtprävention, Einrichtungsleitung

Telefon: 0241-41356130

E-Mail: y.michel@caritas-aachen.de