Geflüchtete verschiedener Klassen?
veröffentlicht am 05.12.2022
Über 4.000 der fast 1 Million Menschen die sich seit Februar 2022 aus der Ukraine auf den Weg in andere Länder machten, um Schutz vor Krieg und Gewalt zu suchen, wurden bisher in Aachen aufgenommen.
In ganz Deutschland treffen die Geflüchteten aus der Ukraine auf eine enorme Hilfsbereitschaft, die sowohl privat organisiert als auch strukturell verankert ist. Seit dem Frühjahr haben sich zahlreiche ehrenamtliche Initiativen und Anlaufstellen gegründet, die den Geflüchteten das Ankommen in Deutschland erleichtern. Auch öffentliche Orte wie Schwimmbäder reagieren mit großer Offenheit auf die Geflüchteten und bieten teils kostenlosen Eintritt für Ukrainerinnen und ihre Kinder an.
Neben dem privaten Engagement wurden auch strukturelle Hürden minimiert. Die „Ukraine-Aufenthalts-Übergangsverordnung“ regelt u.a. aufenthaltsrechtliche Angelegenheiten, sodass Ukrainerinnen beispielsweise keinen Asylantrag stellen müssen und nicht gezwungen sind, nur an einem Ort zu bleiben – wie es für Geflüchtete anderer Länder während ihres Asylverfahrens der Fall ist. Auch öffentliche Verkehrsmittel dürfen von Ukrainerinnen vielerorts kostenlos genutzt werden. Ebenso ist der Zugang zu Sprachkursen leichter und die soziale Absicherung fällt für Ukrainerinnen höher aus.
Malu Wilz, Inhaberin eines Kosmetikstudios, bot dem Regionalen Caritasverband Aachen an, elf Ukrainerinnen die kostenfreie Teilnahme an einer einwöchigen kosmetischen Ausbildung zu ermöglichen. Dieses Willkommensangebot wurde begeistert angenommen. Es ist ein brauchbares Beispiel für Integration.
Die Caritas begrüßt dieses wertvolle Engagement der Zivilgesellschaft. Gleichzeitig warnt sie vor einer „Klassengesellschaft“ zwischen Geflüchteten und betont, dass Menschenrechte universell sind und das Recht auf Schutz und Unterstützung für alle Geflüchteten gleichermaßen gelten muss. Aus diesem Grund richtet die Caritas ihre Angebote weiterhin an alle Menschen – unabhängig ihres Herkunftslandes.
Die derzeitige privat organisierte und institutionell verankerte Hilfsbereit wirkt sich positiv auf die Integrationschancen der geflüchteten Ukrainerinnen aus, jedoch werden dabei auch eklatante Chancenungleichheiten zwischen Geflüchteten unterschiedlicher Herkunftsländer deutlich. Während die einen komplizierte Asylverfahren durchlaufen müssen und Angst vor Abschiebung erleben, genießen die anderen mehr Rechte und Möglichkeiten. Dabei sind die Fluchtursachen in aller Regel identisch: Menschen, die ihre Heimat verlassen, suchen Sicherheit vor Gewalt, Krieg und Menschenrechtsverletzungen – ganz gleich aus welchem Land sie flüchten.