Konfrontationstherapie als Element in der Arbeit mit suchterkrankten Menschen

veröffentlicht am 03.08.2020

Unsere sozialtherapeutische Trainingseinrichtung Impuls hat den Ansatz der Konfrontationstherapie in ihre Arbeit mit suchterkrankten Menschen übernommen.

Was bedeutet das?

Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung konsumieren nicht „aus Spaß“. Vielmehr stellt der Konsum für sie eine Möglichkeit dar, mit Stress, Belastungen und unangenehmen Gefühlen besser umgehen zu können. „Im ersten Moment helfen diese Bewältigungs- und Regulationsmöglichkeiten vielleicht sogar. Doch über kurz oder lang haben sie bei unseren Klienten zu einer Abhängigkeit und krankhaften Verhaltensweisen geführt“, erklärt Alessandra Petrarca, Leiterin unserer sozialtherapeutischen Trainingseinrichtung Impuls in Alsdorf.

Im geschützten Rahmen der Einrichtung gelingt ein abstinentes Leben vielleicht auch noch ganz gut. Aber was passiert, wenn sich Betroffene den altbekannten Szenetreffpunkten nähern, einen Kumpel von früher treffen oder im Café am Nebentisch jemand ein Bier trinkt? „Das Geräusch, wie eine Bierflasche geöffnet und das Getränk in ein Glas eingeschüttet wird… das Bild, wie der Schaum ansteigt… der Geruch vom Bier… all das „triggert“ Betroffene. Das bedeutet, das Suchtgedächtnis wird geweckt und das starke Verlangen, selbst wieder zu konsumieren, steigt. Dem Suchtverlangen nicht nachzukommen, braucht extrem viel Kraft, sodass unsere Klienten in solchen Situationen vielleicht rückfällig werden oder aus der Not heraus mit Rückzug und Vermeidung reagieren“, führt Alessandra Petrarca aus. Aber wie lebenswert ist ein Leben im Rückzug? Und wie realistisch ist es, in einer Gesellschaft, in der Alkohol allgegenwärtig ist, nicht rückfällig zu werden, wenn man wieder in seiner eigenen Wohnung lebt, auf sich alleine gestellt ist und die Regeln und Orientierung der Hilfseinrichtung nicht mehr greifen?

Genau hier setzt der Ansatz der Konfrontationstherapie an: In Einzelgesprächen erarbeiten Klient und Berater, welche Situationen, Personen, Gefühle etc. das krankhafte Verhalten wieder lostreten. Es ist wichtig, dass diese Reizsituationen erkannt und auch ausgesprochen werden. Anschließend wird jeder dieser Reizmomente mit Hilfe einer Skala von 1 bis 10, der Grad der Bedeutung zu sortiert – „Wie groß ist dieser Reiz?“ Eine therapeutisch begleitete Konfrontation mit der Situation kann bei der Einschätzung helfen. „Das bedeutet im konkreten Fall, dass wir beispielsweise mit einem Klienten an einen Szenetreffpunkt spazieren oder in eine Kneipe gehen und genau beobachten, was dies mit ihm macht, wie sich der Stress äußert, ab wann genau der Stress eintritt etc. Eine enge therapeutische Begleitung ist hier extrem wichtig. Auf keinen Fall darf der Betroffene zu früh alleine gelassen werden“, so Jaqueline Kroll. Dann wird gemeinsam geschaut, welche Fähigkeiten, so genannte „Skills“, helfen könnten, um solch eine Situation zu meistern. „Wir schauen, was schon gut klappt, welche persönlichen „Hilfestellungen“ der Klient schon nutzt. Und wir erarbeiten, was zukünftig in vergleichsweisen Momenten helfen kann. Dazu packen wir einen klassischen „Notfallkoffer“. Aus der Angsttherapie wissen wir, dass z.B. starke Geruchs- und Geschmacksreize, leichte Schmerzen, wie das Flitschen eines Gummis am Handgelenk, Bewegung oder das bewusste Umlenken der Gedanken auf etwas Positives helfen können.“ Ziel ist es, dass die Betroffenen lernen, dass sie einem Reiz und Stress nicht mehr hilflos ausgeliefert sind, sondern dem etwas entgegensetzen können. „Schritt für Schritt lernen unsere Klienten so, dass die Situation für sie beherrschbar ist und sie selbstwirksam sind.“

Das Konzept ist anwendbar auf verschiedene Störungsbilder und stammt ursprünglich aus der Angsttherapie. Heutzutage findet er neben der Suchtbehandlung ebenfalls Anwendung in der Behandlung von Zwangsstörungen, sozialen Phobien sowie Essstörungen.

 

 

Alessandra Petrarca

Ansprechpartnerin

Alessandra Petrarca

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