Wie vollzieht sich die nachhaltige Reintegration nach einer Rückkehr ins Herkunftsland?

veröffentlicht am 24.02.2020

Eindrücke einer Reise nach Ruanda beim Besuch des „Friends Peace House“ Projekts

Wir, Jean Bizimana und Norbert Suing vom Fachbereich der Ausreise und Perspektivberatung im Fachdienst Migration und Integration des Caritasverbands Aachen, hatten die Gelegenheit, während eines Aufenthaltes in Ruanda mit zwei Rückkehrerinnen zu sprechen. Beide lebten zuvor in Belgien und sind „freiwillig in ihr Heimatland“ zurückgekehrt.

Eine dieser Rückkehrerinnen ließ sich in Rwamagana nieder, einer Stadt östlich von Ruandas Hauptstadt Kigali. Sie eröffnete dort – dank der Finanzierung der freiwilligen Rückkehrförderung –  ein Geschäft für Damenmode, in dem sie, selbst Muslimin, vor allem Kleidung für muslimische Frauen anbietet. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten trägt sich mittlerweile ihr Geschäft selbst, so dass sie mit ihren zwei in Belgien geborenen Kindern davon leben können.
Die andere Rückkehrerin betreibt ebenfalls einen Einzelhandel. Ihr Geschäft befindet sich in Gisenyi, einer Stadt im Westen Ruandas, in unmittelbare Nähe der Grenzstadt Goma, Demokratische Republik Kongo. Auch sie verkauft in erster Linie Bekleidung, bietet aber auch Kosmetikprodukte aus dem genannten Nachbarland an. „Mein Business läuft mittlerweile so gut, dass ich eine Angestellte beschäftigen kann“, sagte sie uns mit Begeisterung. Ihr Betreuer, Antoine Samvura von Friends Peace House ergänzte „Sie ist erfolgreich, hat aber dafür auch hart gearbeitet“.

Rückkehr durch Unterstützung ermöglichen

Beide Rückkehrerinnen erhielten Reintegrationshilfen der Rückkehrförderung. Durch unsere Kollegen der Caritas Belgien erhielten sie zudem Beratung hinsichtlich der Vorbereitung ihrer Reintegration (sogenanntes pre-departure counselling) sowie eine finanzielle Unterstützung in Kooperation mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM), die u.a. die Flugkosten übernahm.
Caritas Belgien wiederum arbeitet eng mit dem „Friends Peace House“, einer Nicht-Regierungsorganisation in Ruanda, zusammen. Dessen Koordinator, Antoine Samvura, unterstützt und begleitet u.a. Rückkehrer aus Belgien, die zuvor von der Caritas beraten wurden, bis deren Reintegrationsprozess endgültig, d.h. nachhaltig, abgeschlossen ist.

Netzwerke nutzen zur nachhaltigen Rückkehr

Den Kontakt zur Friends Peace House haben wir über unsere früher durchgeführten ERSO-Projekte gewonnen und so als Netzwerkpartner in das ERSO-Netzwerk eingebunden.  Wir sind als Regionaler Caritasverband Aachen ebenfalls Teil dieses Netzwerkes. ERSO (European Reintegration Support Organisation) ist ein internationales Netzwerk von nichtstaatlichen Organisationen, die in der Rückkehrberatung und Reintegrationsförderung für Migranten und Flüchtlinge tätig sind.
Die europäischen Partner im ERSO-Netzwerk sind: Caritas Austria (Österreich), Caritas International Belgium (Belgien), Caritas Europa, Caritas Norway (Norwegen), Caritas Polska (Polen), ACCEM (Spanien), Danish Refugee Council (Dänemark), Dutch Council for Refugees (Niederlande), Refugee Action (Großbritannien), Raphaelswerk e.V. und Micado Migration gGmbH (Deutschland). Auf das Netzwerk greifen wir je nach Bedarf und je nach Rückkehrland unserer Klienten zu.
Nur über diese Netzwerkstruktur ist es uns möglich, die Nachhaltigkeit der Reintegration von Rückkehrern in Heimatländern zu gewährleisten. Hintergrund ist es, durch Reintegrationserfolg den Teufelskreis der irregulären Migration zu beenden und dadurch das Elend der Menschen zu lindern. In Zusammenarbeit mit afrikanischen Migrantenorganisationen beabsichtigen wir durch kleine Aktionen vor Ort Kontakte mit unseren Partnern zu pflegen und sie weiterhin im ERSO-Netzwerk einzubinden, sodass auch andere europäische Länder davon profitieren können. In diesem Zusammenhang ist beabsichtigt, mit Friends Peace House die berufliche Ausbildung von jungen Frauen und Männern bei ihrem „Vocational Training“ über das Afrika-Forum-Aachen e.V. zu unterstützen – besonders in den Bereichen Schneiderei und KFZ-Mechanik. Sachspenden sind hierfür willkommen.

Jean Bizimana

Ansprechpartner

Jean Bizimana

Telefon: 0241-94927221

E-Mail: j.bizimana@caritas-aachen.de

Fremdsprachen: englisch, französisch, kinyarwanda, swahili

Norbert Suing

Ansprechpartner

Norbert Suing

Telefon: 0241-94927224

E-Mail: n.suing@caritas-aachen.de

Fremdsprachen: englisch