Am Ende der Textilkette – von Kleiderspenden, Secondhand und den Resten

veröffentlicht am 13.01.2020

Unser  Secondhand-Geschäft für Kleidung und Haushaltsartikel „fairKauf“ findet regen Zuspruch bei verschiedensten Alters- und Bevölkerungsgruppen und ist für viele Menschen eine feste Einkaufsadresse in der Innenstadt von Aachen.

Dabei ist unser Geschäftskonzept  aktueller denn je, denn fairKauf ist ein soziales und ökologisch nachhaltiges Gemeinschaftsprojekt. Es lebt von Ihren Spenden, Ihrem Engagement und unserer Arbeit. Unser Motto: Individuelle Kleidung für jedermann zum fairen Preis, in guter Atmosphäre. Ein Einkaufserlebnis mit Stöbercharakter und eine Alternative zu Billigdiscountern. Wir freuen uns daher über die Abgabe von gepflegten, intakten, modischen oder zeitlose Kleidungsstücken und sagen Danke für die Unterstützung der fairKauf-Idee.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Textilien lohnt sich. Daher wird prüfen wir die Wiederverwendung von Spenden direkt vor Ort. So bleiben Kleidung und Gegenstände länger im Kreislauf, alles findet lokal und ohne lange Verkehrswege statt.

Warum wir nur gepflegte, intakte, modische oder zeitlose Mode annehmen können

Als Spendennehmer von gebrauchter Kleidung sind wir am Ende der Textilkette und abhängig vom globalen Altkleidermarkt. Durch die Marktentwicklung „Fast Fashion“ entstehen jährlich Berge an produzierten, konsumierten und wieder aussortierten Kleidungsstücken.

 

Aufgrund der Mengen und mangelnden Qualitäten hat die gesamte Branche der Textilverwerter den Ankauf an nicht vermarktbaren Altkleidern eingeschränkt. Eine klare Absage erteilen sie den Secondhandläden und Sozialkaufhäusern, die für den Verkauf Kleidung aus den Sammlungen entnehmen. Wir als „fairKauf“ und Sie als Spender sind dadurch betroffen, dass wir ab 2020 ausschließlich verkäufliche Spenden annehmen können. Aussortierte Waren müssen wir sonst kostenpflichtig entsorgen.

Im „fairKauf“ wurden bisher jährlich 45 Tonnen Kleidung sortiert. Davon konnten ca. 10 Prozent in den Verkauf gebracht werden. Vergleichbare Zahlen zeigt auch die Textilverwertung aus Containersammlungen.

  • Mit etwa 2 bis 4 Prozent der abgegebenen Textilien kann nur ein geringer Teil in gewerblichen Secondhand-Shops verkauft werden, die anderen Qualitäten werden exportiert.
  • Recycling steckt technologisch in den Kinderschuhen und kann nur mit sortenreinen Fasern erfolgen. Recyclingfasern werden unter Einsatz großer Ressourcenmengen gewonnen, können jedoch aufgrund der verkürzten Fasern nicht für Kleidung eingesetzt werden. Man spricht von Downcycling.
  • Recyclingpolyester wird hauptsächlich aus PET Flaschen und nicht aus Textilien gewonnen
  • Die Mengen an Putzlappen in der Welt sind gesättigt.

Mode soll weiterhin Spaß machen. Ein Umdenken ist jedoch mit Blick auf die Klimadiskussion und die Arbeitsbedingungen weiterhin notwendig. Weg von Fast Fashion hin zu langlebiger, wandlungsfähiger Mode. Wir als Konsumenten sind genauso gefragt, bewusster zu konsumieren wie die Modeindustrie, die eine Wende mittragen muss mit Blick auf Rohstoffe, Qualität und Arbeitsbedingungen.

Faktencheck

  • Das Modemodell der letzten Jahre heißt „Fast Fashion“. Jährlich werden dafür unzählige Kollektionen produziert, welche die Nachfrage ankurbeln. Die Modebranche setzt bei der Produktion auf mindere Qualität, kostengünstige Fertigung und den preiswerten Rohstoff Polyester.
  • Jedes Jahr werden in Deutschland ca. eine Million Tonnen Altkleider in Altkleidercontainer oder Sammlungen gegeben – seit drei Jahren mit steigender Tendenz. Diese Menge füllt 62.000 LKW. Würde man diese aneinanderreihen, ergäbe das eine LKW-Schlange von Flensburg bis Innsbruck. (Quelle: Dachverband fairWertung e.V.)
  • Es gibt rund 40 Mio. Textilarbeiter*innen auf der Welt. Viele von ihnen haben nicht dieselben Rechte und denselben Schutz wie Arbeitnehmer*innen im Westen. Sie gehören zu den am schlechtesten bezahlten Arbeiter*innen auf der Welt. Rund 85 Prozent von ihnen sind Frauen. (Quelle: The True Cost 2015)
  • Rund 5,2 Milliarden Textilien haben die Deutschen nach einer Schätzung der Umweltorganisation Greenpeace in ihren Schränken, von denen 40 Prozent sehr selten oder nie getragen werden.
  • Von 2000 bis 2016 stieg der Polyester-Einsatz für Bekleidungszwecke von 8,3 auf 21,3 Millionen Tonnen weltweit. (Quelle: Greenpeace)Europas Waschmaschinen spülen jährlich 30.000 Tonnen Synthetikfasern und damit Mikroplastik ungefiltert ins Abwasser. (Quelle: Greenpeace)

 

 

Nicole Meyr

Ansprechpartnerin

Nicole Meyr

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E-Mail: n.meyr@caritas-aachen.de