Die Familie im Blick: Familien-SCOUTs unterstützen Familien mit krebserkranktem Elternteil

veröffentlicht am 27.09.2018

Das Krebszentrum der Uniklinik RWTH Aachen, Euregionales comprehensive Cancer Center Aachen (ECCA), hat im Rahmen eines Kick-off-Meetings mit weiteren Konsortial- und Kooperationspartnern den Startschuss für das Projekt Familien-SCOUT (sectoren- und phasenübergreifende Unterstützung für Familien mit krebserkranktem Elternteil) gegeben. Neben praktischer Hilfe für die Familien soll das Projekt Erkenntnisse darüber liefern, ob die Belastung dank der angebotenen Unterstützung bei allen Familienmitgliedern sinkt und somit spätere psychische Erkrankungen verhindert werden können.

Erkrankt ein Elternteil minderjähriger Kinder an Krebs, hat das Auswirkungen auf das gesamte Familienleben. Zur Krankheitsbedrohung kommt die Sorge um die Kinder hinzu, außerdem gehen Alltagsabläufe oft schon früh verloren. Infolge dessen stoßen die betroffenen Familien organisatorisch und emotional oftmals an ihre Grenzen, in vielen Fällen fehlt ausreichend Information und Zugang zu Unterstützung. Hier kommt das Projekt Familien-SCOUT, sectoren- und phasenübergreifende Unterstützung für Familien mit krebserkranktem Elternteil, ins Spiel. Ziel ist es, ein Versorgungsmanagement zu schaffen, das Familien mit minderjährigen Kindern, in denen ein Elternteil schwer erkrankt ist, unterstützt. Um die Belastung der Familien zu vermindern, sollen sogenannte Familien-SCOUTs eingesetzt werden, die frühzeitig mit Beratung und Information zur Seite stehen. Ihnen obliegt die Aufgabe, Familien zu offenen Gesprächen zu ermutigen und den Zugang zu Unterstützungsangeboten wie Haushaltshilfen zu ermöglichen.

Nachfolgeprojekt von Brückenschlag
Das Projekt Familien-SCOUT ist aus dem Modellprojekt Brückenschlag hervorgegangen. „Brückenschlag wird als Angebot weiterhin bestehen bleiben und Familien adressieren, die aus unterschiedlichen Gründen nicht durch die Studie begleitet werden“, versichert Jessica Hugot, Regionaler Caritasverband.
Ebenfalls neu: Das Projekt Familien-SCOUT wird wissenschaftlich ausgewertet. Im Projekt wird evaluiert, ob dank des Einsatzes von Familien-SCOUTs die Belastung der Familie mit der Zeit – im Vergleich zu Familien ohne Familien-SCOUTs – sinkt. Dafür werden Untersuchungen vor und nach dem Einsatz der Familien-SCOUTs durchgeführt. Als Datengrundlage dienen etablierte Fragebögen, Interviews und Routinedaten der teilnehmenden Krankenkassen. Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 2,8 Millionen Euro vom Innovationsfonds der Krankenkassen gefördert.
„Es ist explizit Bestandteil des Projektes, die Maßnahme und die damit verbundenen Erkenntnisse auf vergleichbare Regionen auszuweiten. Die Voraussetzungen und die fördernden sowie hemmenden Faktoren für eine Ausweitung wollen wir während des Projekts herausfinden. Im Erfolgsfall können die Ergebnisse auch auf andere schwere Erkrankungen von Eltern minderjähriger Kinder übertragen werden“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Tim Henrik Brümmendorf, Konsortialführer von Familien-SCOUT und Leiter des ECCA.

Überregionales Netzwerk
Die Konsortialführung für das Projekt hat Univ.-Prof. Dr. Tim Henrik Brümmendorf, Leiter des ECCA, inne. Als Konsortialpartner fungieren:

  • Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Med. Fakultät & Universitätsklinikum Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Bonn Universitätsklinikum Bonn Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung (CHSR) Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Bonn
  • Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land e. V.
  • AOK Rheinland/Hamburg
  • Techniker Krankenkasse, Landesverband Nordrhein-Westfalen

Darüber hinaus sitzen folgende Kooperationspartner im Boot:

  • Stadt Aachen
  • Reha-Klinik Bad Oexen
  • Tumorzentrum Bonn e. V.
  • Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Uniklinik Münster
  • Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.

„Nachdem wir mit Brückenschlag viele Familien in der Städteregion Aachen unterstützen und entlasten konnten, ist es nun unser Ziel, diese Unterstützung bundesweit in die Regelversorgung zu bringen. Dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen und die Wirksamkeit der Unterstützung nachweisen,“ betont Dr. med. Andrea Petermann-Meyer, Leiterin Sektion Psychoonkologie am ECCA.

Bei Fragen zum Projekt oder Anmeldungen zur Teilnahme an der Studie melden sich Interessierte bitte bei Projektmanagerin Rebecca Bremen, Tel.: 0241 80-38188 oder rbremen@ukaachen.de

Quelle: freigegebene Pressemitteilung des Universitätsklinikums Aachen