Was ist das Netzwerk Brückenschlag?
Der Regionale Caritasverband Aachen und das CIO der Uniklinik Aachen haben 2013 das Netzwerk Brückenschlag initiiert, um die Unterstützungsstrukturen für Familien mit einer elterlichen Krebserkrankung und minderjährigen Kindern zu verbessern. Zum Netzwerk gehören der Runde Tisch Brückenschlag (seit 2013), das Modellprojekt Brückenschlag (2014-2017), die Studie „Familien-SCOUT“(2018-2021) und seit September 2021 das Angebot Familien-SCOUT.
Was ist der Runde Tisch Brückenschlag?
Am Runden Tisch Brückenschlag kommen relevante Akteure aus dem Sozial- und Gesundheitssektor zusammen, um gemeinsam an einer verbesserten, sektorenübergreifenden Versorgungsstruktur für Krebsbetroffene, ihre Partner und ihre minderjährigen Kinder zu arbeiten.
Was ist das Modellprojekt Brückenschlag?
Im Modellprojekt Brückenschlag wurde in der Zeit von 2014 bis 2017 ein neues Unterstützungsangebot aufgebaut, bei dem betroffene Familien konkrete psychosoziale Unterstützung und eine feste Ansprechperson erhalten, die Familien bedarfsgerecht begleitet und unterstützt.
Was ist die Studie Familien-SCOUT?
In der Versorgungsforschungsstudie Familien-SCOUT wurde in der Zeit von 2018 bis 2021 untersucht, ob die in der Modellphase entwickelte Unterstützung tatsächlich in der Lage ist, die Belastung bei den Familien zu reduzieren und alle Familienmitglieder dadurch diese Situation besser bewältigen als ohne Unterstützung. Die Studie wurde neben Aachen auch in Bonn und Düsseldorf durchgeführt und ist abgeschlossen. Die Auswertung der Daten ist erfolgt und sie sind vom Gremium des Innovationsfonds beim G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) geprüft worden. Im August 2024 hat dieses Gremium eine Empfehlung für die Überführung in die Regelversorgung ausgesprochen. Weitere Informationen finden Sie unter: https://innovationsfonds.g-ba.de/beschluesse/familien-scout.233
Jetzt werden die nächsten Entwicklungsschritte vorbereitet und mittelfristig soll die Unterstützung so ihren Weg in die bundesweite Regelversorgung finden und allen Familien zugänglich gemacht werden.
Was ist das Angebot Familien-SCOUT?
Auch nach dem Abschluss der Studie im September 2021 unterstützen wir betroffene Familien weiter. Durch die Studie gibt es dieses Angebot auch in Bonn und Düsseldorf. Daher haben wir die Bezeichnung des Angebotes angepasst. Hier in der Region Aachen sprechen wir von dem Angebot Familien-SCOUT im Netzwerk Brückenschlag.
Familien-SCOUT ist eine innovative Versorgungsform, die den betroffenen Familien–eine feste Ansprechperson an die Seite stellt, die Eltern und Kinder bei der Bewältigung der Auswirkungen einer elterlichen Krebserkrankung unterstützt. Diese Unterstützung kann auch über den möglichen Tod eines Elternteils weiter zur Verfügung stehen. Sie vereinfacht den Zugang zu bereits bestehenden Regelleistungen durch die verschiedenen Sozialleistungsträger (Krankenkassen, Renten- und Arbeitsversicherung und Jugendhilfe). Anspruch auf Hilfeleistungen, z.B. des SGB VIII, bestehen demnach unverändert fort.
Was sind Familien-Scouts?
Die Familien-Scouts sind unsere Mitarbeitenden und für die Familien feste Ansprechpersonen. Die Familien-Scouts beraten die Eltern zu allen finanziellen und organisatorischen Fragen, etwa zum Krankengeld, einer Haushaltshilfe, der Kinderbetreuung. Sie fördern eine offene Kommunikation in der Familie und helfen bei der Krankheitsbewältigung aller Familienmitglieder. Sie helfen, individuelle Lösungen zu finden und bei der Vernetzung verschiedener Hilfsangebote. Unser Ziel ist, dass Familien gemeinsam einen guten Weg finden – mit den Familien-Scouts und als Familie.
Was beinhaltet die Begleitung und wie sieht sie aus?
Die Familien-Scouts sind über einen Zeitraum von mindestens 9 Monaten (bei Bedarf auch länger) für eine Familie zuständig. Die Begleitung erfolgt ganz nach dem individuellen Bedarf der Familien. Damit es für die Familien möglichst einfach ist, kommen die Familien-Scouts auch nach Hause. Ob die Anliegen organisatorisch, emotional oder kommunikativ sind – die Familien-Scouts beraten zu allen anstehenden Fragen und sind phasenübergreifend auch über einen möglichen Tod des erkrankten Elternteils hinweg für die Familien da.
Welche Familien können begleitet werden?
Unterstützt werden können alle Familien mit einer elterlichen Krebserkrankung und minderjährigen Kindern, die in der StädteRegion Aachen wohnen. Das Angebot ist unabhängig von der Krankheitsphase, also davon, ob die Erkrankung neu diagnostiziert wurde oder diese bereits länger besteht, möglich. Auch der Ort der Behandlung (ob Praxis oder Krankenhaus) ist nicht wichtig und eine Begleitung durch das Angebot Familien-SCOUT auch dann noch möglich, wenn die Krebs-Behandlung bereits abgeschlossen ist.
Wie kann ich Patienten an Familien-SCOUT anbinden oder das Angebot selber in Anspruch nehmen?
Bei Einverständnis können Sie die Kontaktdaten Ihrer Patienten, Klienten oder Angehörigen, für die Sie den Kontakt herstellen möchten, an uns weitergeben. Wenn Sie selber betroffen sind, melden Sie sich gerne direkt bei uns. Wir bringen dann alles Weitere auf den Weg.
Wenden Sie sich dafür an unseren Kooperationspartner CIO (Centrum für Integrierte Onkologie) der Uniklinik Aachen:
Familien-SCOUT Kontaktstelle
Tel.: 0241 80 38 188
Fax: 0241 80 33 38188
E-Mail: familien-scout@ukaachen.de
Was ist mit Familien, die nicht in der StädteRegion wohnen?
Betroffene Familien, die nicht in der Stadt oder Städteregion Aachen, können eine einmalige telefonische Beratung erhalten. Die Familien-Scouts beraten hier zum Beispiel zu möglichen Ansprechpersonen oder wohnortsnahen Unterstützungsmöglichkeiten.
Im Kreis Düren können wir zudem Versicherte der AOK, TK, IKK classic, BIG direkt gesund und mobil oil BKK unterstützen, da über diese Krankenkassen ein Zusatzvertrag zur Integrierten Versorgung besteht. Über diesen IV-Vertrag wird auch die Begleitung der bei diesen Krankenkassen versicherten Familien in der StädteRegion Aachen finanziert.
Wird das Netzwerk Brückenschlag mit den Familien-SCOUTs irgendwann allen Familien helfen können?
Langfristig soll das Unterstützungsangebot bundesweit allen (gesetzlich) Krankenversicherten zur Verfügung stehen. In der Versorgungsforschungsstudie Familien-SCOUT wurde die Wirksamkeit der Begleitung wissenschaftlich erfolgreich belegt. Aufgrund dieser Ergebnisse hat der G-BA im August 2024 eine Empfehlung für die Überführung in die Regelversorgung ausgesprochen. Weitere Informationen finden Sie hier: https://innovationsfonds.g-ba.de/beschluesse/familien-scout.233
Mit dieser Entscheidung haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht, unsere Familien-Scout-Arbeit in die Regelversorgung unseres Gesundheitssystems zu überführen und damit allen betroffenen Familien in ganz Deutschland zugänglich zu machen. Jetzt können wir die nächsten Entwicklungsschritte angehen. Da damit wieder Pionierarbeit verbunden ist, werden wir weiter Ausdauer für die Umsetzung mitbringen müssen. Wünschenswert wäre ebenfalls, dass eine solche Versorgungsform irgendwann auch für andere schwere und chronische Krankheiten existiert.
Wie wird die Unterstützung für die Familien finanziert?
Das Angebot ist für Familien vollständig kostenfrei. Die Begleitung wurde in der Modellphase aus Spendengeldern und einer Anschubfinanzierung durch Aktion Mensch bezahlt. Mit der „Familien-SCOUT“ Studie erfolgte eine auf diese Projektphase begrenzte Finanzierung durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Evaluation des Versorgungsangebotes. Seit Anfang 2022 wird die Begleitung neuer Familien über eine Mischfinanzierung getragen und setzt sich aus Mitteln der beteiligten Krankenkassen, der Jugendämter und Spendengeldern zusammen.
Was wird finanziert?
Die Finanzierung dient der Kostendeckung der Arbeit der Familien-Scouts. Diese setzt sich aus den oben genannten Mitteln zusammen, um alle Familien – unabhängig von Ihrem Versicherungsstatus – unterstützen zu können. Die beteiligten Krankenkassen tragen die Kosten für die dort versicherten Familien, die Jugendämter und Spenden die der anderen Familien.
Welche ergänzenden Angebote gibt es?
Im Jahr 2024 haben wir unser Nachsorgeprojekt erfolgreich abgeschlossen. Es konnten Erfahrungen gesammelt werden, die zeigen, wie hilfreich Auszeiten aus dem durch die Krebserkrankung belasteten Alltag für die Familien sind. Organisierte und fachlich begleitete Freizeitaktivitäten schaffen entlastende und neue Gemeinschaftserlebnisse, die die Familienmitglieder, aber auch die Eltern-Kind-Beziehung stärken. Das soziale Miteinander von Familien in vergleichbaren Lebenssituationen bietet viele positive Wirkfaktoren der Selbsthilfe. Workshops, Informationsveranstaltungen und Elterntreffs geben Sicherheit und Orientierung. Diese Angebote sind eine sinnvolle Ergänzung zur wirkungsvollen Arbeit der Familien-SCOUTs.
Da sie vollständig durch Spenden finanziert werden, stellen wir diese Angebote unseren Familien im Rahmen unserer Möglichkeiten zur Verfügung. Spenden sind zur Absicherung unserer Arbeit herzlich willkommen!